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Apple vor Quartalszahlen: Konzern fehlen Innovationen

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Solide, aber langweilig? Apple hat seit dem Tod von Steve Jobs gut gewirtschaftet, doch neue Highlights fehlen bislang. Die Quartalszahlen könnten Anleger und Fans zusätzlich enttäuschen.

Über Jahre war Apple von einem Geist geprägt, der später sogar eine eigene Bezeichnung bekam: Sie seien in ein „reality distortion field“ gezogen worden – eine Aura der Wirklichkeitsverzerrung – beschrieben Entwickler die Fähigkeit von Apple-Gründer Steve Jobs, Dinge geschehen zu lassen, die allen anderen unmöglich erschienen. Im Fall des Anfang der achtziger Jahre vollkommen neu entwickelten Macintosh-Rechners war es die für Jobs‘ Umfeld absurd anmutende Vorgabe, das Gerät innerhalb von kurzer Zeit fertigzustellen – was gelang.

Knapp zwei Jahre nach dem Tod des Konzernsgründers wird immer deutlicher, dass die Zeit der Wirklichkeitsverzerrung à la Steve Jobs vorbei ist. Stattdessen hat die Wirklichkeit den Konzern eingeholt.

So könnten die Quartalszahlen, die Apple-Chef Tim Cook am späten Dienstagabend in Cupertino präsentieren wird, erstmals seit dem rasanten Wiederaufstieg Apples schwächer ausfallen als die Zahlen des schärfsten Konkurrenten Samsung . Besserung scheint nicht in Sicht: Apple hat derzeit ein Innovationsproblem.

Beispiel Apple Maps: Nach der Veröffentlichung des eigenen Kartendienstes im vergangenen Herbst hagelte es Kritik – Websites über die Darstellungsfehler häuften sich. Konzernchef Tim Cook bedauerte die Peinlichkeit, der für mobile Software zuständige Manager Scott Forstall musste gehen.

Beispiel iWatch: Die Smartwatch gilt als überfällig. Schon im Februar hatte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass ein Team aus mehr als hundert Entwicklern an dem Gerät arbeite und „über die Experimentierphase hinaus“ sei. Zudem hatte Cook sich Ende Mai auf der Konferenz „AllthingsD“ noch euphorisch über die Möglichkeiten rund um Technik „am Handgelenk“ geäußert.

Doch die Fangemeinde wartet noch immer. Es gebe Probleme, die die Apple-Mitarbeiter bislang nicht hätten lösen können, zitierte die „Financial Times“ jüngst Unternehmenskenner. Ein Marktstart sei erst im Herbst 2014 möglich. Um das Projekt zu forcieren, suchen die Kalifornier derzeit angeblich aggressiv nach neuen Entwicklern.

Beispiel iTV: Noch länger als auf die iWatch warten Apple-Jünger auf die letzte große Innovation, die noch maßgeblich von Jobs vorangetrieben worden war: iTV. Über einen Apple-Fernseher wird spekuliert, seit Jobs in seiner 2011 veröffentlichten Biografie mit dem Satz „I finally cracked it“, zitiert wurde. Geknackt haben wollte Jobs nach Angaben seines Biografen Walter Isaacson das Problem einer einfachen und eleganten Bedienung von Fernsehgeräten.

Das Problem: Auch dieses Projekt scheint derzeit im Innovationsstau zu stecken. Die Verhandlungen mit den Anbietern der TV-Inhalte sollen stocken. Kurzum, was Jobs um die Jahrtausendwende bei den Chefs der Platten-Labels vollbrachte, scheint Apple-Vize Eddy Cue bei den US-Fernsehsendern und Filmstudios weniger gut zu gelingen.

Zudem scheint Apple auch Schwierigkeiten zu haben, die Zulieferer in die eigenen Produktpläne einzubinden. Dies gilt Branchenkennern zufolge besonders für das iTV, das dem Vernehmen nach in neuester Ultra HD-Auflösung auf den Markt gebracht werden soll. LG und Sharp, die Zulieferer, die in der Lage wären, für Apple ein solches Gerät in der benötigten Stückzahl zu produzieren, dürften dies kaum vor 2014 schaffen, heißt es.

Mehr Forschungsausgaben, neues Führungspersonal

Um die Fähigkeiten des Übervaters Steve Jobs zu ersetzen, bleibt Apple nichts anderes übrig als den gleichen Weg zu gehen, den auch andere Konzerne gehen mussten. So hat das Unternehmen sein Forschungs- und Entwicklungsbudget, das 2012 nur rund ein Drittel des Budgets von Wettbewerbern wie Microsoft oder Samsung ausmachte, bereits kräftig erhöht.

Stattdessen sorgt manche Personalie für Aufsehen. So hat Apple kürzlich Paul Deneve, ehemals Chef des Modelabels Yves Saint Laurent, als Vizepräsident für „besondere Projekte“ ins Boot geholt. Ein weiterer Hinweis darauf, dass sich der Launch der hauseigenen iWatch, so wie sich Steve Jobs‘ Erben es sich wünschen, derzeit mit Bordmitteln kaum verwirklichen ließe.

via Apple vor Quartalszahlen: Konzern fehlen Innovationen – SPIEGEL ONLINE.


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